„Es ist alles erlaubt, was nicht gesehen wird“

Maren Hinz in die Wasserball-Nationalmannschaft berufen – St. Wendelerin spielt auch bei den Männern mit

Von SZ-Mitarbeiter Michael Aubert

Maren Hinz aus St. Wendel ist in den C-Kader der Nationalmannschaft berufen worden. Die 16 Jahre alte Wasserball-Spielerin aus St. Wendel rechnet sich Chancen für die Teilnahme an der WM und der EM 2014 aus. (Veröffentlicht am 05.12.2013)

Die 16 Jahre alte Wasserball-Spielerin Maren Hinz wirkt außerhalb des Schwimmbeckens ruhig, beinahe schüchtern. Wenn die 1,85 Meter große Schülerin aus St. Wendel aber im Wasser ist, „bin ich ganz anders“. Bild MarenFoto: Wieck

St. Wendel. Bei Maren Hinz ist es ein bisschen, wie bei „Herr Tur Tur“, dem Riesen aus „Jim Knopf“. Auf den ersten Blick wirkt die Nachwuchs-Wasserballerin aus St. Wendel mit ihren 1,85 Metern und gefühlt mindestens ebenso breiten Schultern unwahrscheinlich Respekt einflößend. Doch wie bei „Jim Knopf“ und „Herrn Tur Tur“ ändert sich bei der Wasserballerin, die für den SV Friedrichsthal spielt, schnell der Eindruck. Mit jedem Lächeln, jedem Wort wirkt sie freundlicher, mädchenhafter, beinahe schüchtern.
„Draußen bin ich eher der ruhigere Typ“, sagt Hinz und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen: „Aber im Wasser bin ich ganz anders.“ Muss sie auch, denn ihr Sport ist hart. „Man kriegt da gerne mal was ab“, erklärt die Sportlerin, die vergangene Woche in die Jugend-Nationalmannschaft berufen wurde, „da muss man sich durchsetzen können“. Hat sie auch bei der Nachwuchs-Sichtung des Deutschen Schwimm-Verbands im vergangenen Oktober. Mit Größe, Kraft, Ausdauer und ihren schwimmerischen Fähigkeiten ebenso wie dem notwendigen Ballgefühl – und weil der SV Friedrichsthal vor vier Jahren die Wasserball-Mannschaft wieder zurück ins Leben gerufen hat. Es ist neben der in Homburg die einzige Mannschaft im Saarland. „Für uns ist es eine Möglichkeit, die Jungen im Becken zu halten“, sagt Jochen Donnevert, Vorsitzender des SV. Vor drei Jahren stieß Hinz dazu. Und während andere Vereine ihre Mannschaften mangels Nachwuchs zurückziehen, stellen die Blau-Gelben nicht nur eine Jugend-Mannschaft (U 15), sondern mit Hinz auch eine Nationalspielerin.
Kein Wunder also, dass Hinz nach ihrer C-Kader-Nominierung mit breiter Brust und einem ebenso breiten Lächeln auftritt. Sie erzählt: „Ich hab mir da schon gute Chancen ausgerechnet.“ Chancen, um vielleicht bei der Weltmeisterschaft in Madrid im August 2014 oder der Europameisterschaft in Rom im September 2014 dabei zu sein. „Das wäre auf jeden Fall Wahnsinn“, sagt die Schülerin des Gymnasiums Wendalinum in St. Wendel über ihre neuen Perspektiven.
Noch ist das Zukunftsmusik. Trotzdem arbeitet sie schon sehr hart dafür. Neben den üblichen Trainingseinheiten kommt sie von Lehrgängen mit Hausaufgaben heim: Kraftübungen. „Im Moment läuft es schon ganz gut für mich“, sagt die 16-Jährige und lächelt wieder, klagt aber ein wenig über Muskelkater: „In letzter Zeit war ich schon sehr viel im Wasser.“ Denn nach der Schule steht ihr Sport für sie ganz oben. Neben einem Startrecht für die U 19 des Bundesligisten SV Heidelberg und einem weiteren für Zweitligist WV Darmstadt spielt die Schülerin in Friedrichsthal – bei den Männern. „Das ist ein Riesenunterschied“, sagt sie, „die Männer gehen nicht so hart ran, da ist es bei den Frauen wesentlich schlimmer“. Kneifen. Zwicken. Halten. Treten. „Es ist alles erlaubt, was nicht gesehen wird“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Weil Hinz weiß, dass sie, wenn sie sich denn ein Lächeln verkneifen kann, eine ordentliche Portion Respekt ausstrahlt.

 

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